Restaurant schließt Veganer aus, weil die zu "selbstgefällig" sind | STERN.de

2022-08-21 07:19:42 By : Mr. Aaron Cai

Geschmäcker sind verschieden. Über sie, sagt man, lässt sich nicht streiten. Wenn es aber darum geht, ob Fleisch, Käse und Eier auf die Teller kommen, kennen manche – ganz nach der Parole von The Smiths: "Meat Is Murder" – gar kein Pardon. Die Besitzerin eines Bistros auf der Isle of Wight hat jetzt genug von Moralkeule-schwingenden Gästen, die als Hoherichter einer einzig richtigen Ernährungsweise auftreten. Veganer bekommen bei ihr nichts mehr zu essen.  Das Bistro The Kitchen ist auf der Insel eine Institution, es wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Spezialität des Hauses: selbst gebackene Brote und Riesenwurstsemmeln. Der neue Ableger des Restaurants, das London House Bistro, bietet freitags und samstags zudem ein Abendmenü. Wer sich rein pflanzlich ernährt, wird dort aber nicht auf seine Kosten kommen. Vegane Gerichte werden bewusst nicht angeboten. Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten.

Etliche Veganer reagierten mit Empörung auf den Ankündigungspost des Lokals auf Facebook, kommentierten – gelinde gesagt – schroff. Die Welle an Kritik, die über das Restaurant hereinbrach, bezeichnete die Besitzerin als Social-Media-Mobbing. Ein Anrufer habe die 60-Jährige außerdem als "ekelhafte, schreckliche" Frau bezeichnet, berichtet "The Telegraph". Einschüchtern lässt sie sich davon aber nicht, sie denkt überhaupt nicht daran, klein bei zu geben. Sie legte mit einem wütenden Post noch einmal nach und stellte klar, dass es die Veganer selbst sind, die zu verantworten haben, dass sie in ihrem Lokal nicht mehr willkommen sind. Sie hätten aufgehört für Veganer zu kochen, "weil wir die Nase voll hatten von der arroganten, selbstgefälligen Einstellung", schrieb sie.

Denn es gab durchaus eine Zeit, in der auch in dem Bistro vegane Optionen angeboten wurden. Doch schon damals hätten die anspruchsvollen Gäste ständig etwas auszusetzen gehabt. So hätten sie sich darüber beschwert, dass sich die pflanzlichen mit den tierischen Produkten einen Kühlschrank teilten. Da habe sie verstanden, dass diese Gäste sie herablassend behandelten. "Wir sagten ihnen, welche veganen Optionen wir ihnen anbieten können, und sie nannten sie ekelhaft", erklärt sie ihre Entscheidung.

Ihr sei bewusst, dass nicht alle Veganer gleich seien, aber die "militante Minderheit" habe dafür gesorgt, dass sie nun gänzlich darauf verzichte, auf die Bedürfnisse von Veganern einzugehen, vegetarische Gerichte gibt es aber weiterhin. "Wenn du veganes Essen willst, geh in ein veganes Restaurant [...] würde ich in ein solches gehen und nach einem Steak fragen, würde ich auch keines bekommen und würde das auch nicht erwarten", schreibt sie.

Sich vegan zu ernähren sei eine bewusste Entscheidung, ein Lifestyle. Es sei eine Entscheidung, die nicht mit dem Kochstil des Restaurants zusammenpasse. "Wir arbeiten extrem hart um gutes, ehrliches, qualitativ-hochwertiges Essen zu produzieren [...] Wir haben diese Kritik und Beschimpfung nicht verdient", so die 60-Jährige. Ein Ende ist mit dem Statement aber wohl noch nicht gefunden, weiterhin wird heiß diskutiert. Schon jetzt wurde der Beitrag mehr als 2300 Mal kommentiert.

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