Vor genau einem Jahr machte eine Ramen-Bar, also ein Nudelsnack, in Tokio internationale Schlagzeilen: Sie wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Die erste Ramen-Bar der Welt, die mit der höchsten kulinarischen Auszeichnung ausgezeichnet wurde. Auch in diesem Jahr hat die "Tsuta" einen weiteren Stern gewonnen. Neu ist, dass es nicht mehr die einzige Ramen-Bar in Tokio mit einem Stern ist.

Nur wenige Straßen weiter befindet sich das "Nakiryu", das vor allem für Tantanmen bekannt ist. Eine traditionelle Nudelsuppe aus der chinesischen Küche. Es besteht aus einer scharfen Brühe mit Gemüse, Chiliöl und Szechuanpfeffer. Bereits einen Tag nachdem bekannt wurde, dass „Nakiryu“ auch einen Michelin-Stern erhalten würde, bildeten sich die ersten Schlangen vor der Bar. Die Gäste sind begeistert von den Nudelsuppen, die es für knapp sechs bis acht Euro gibt. Die Suppen werden an einem Automaten bestellt, der außerhalb der Ramen-Bar installiert ist. Das ist typisch für japanische Nudelküchen.

Die Ramen-Bars gehören übrigens nicht zu den günstigsten Sterne-Restaurants, die es gibt. Der Titel geht an einen Straßenhändler in Singapur, der dieses Jahr für sein Hühnchen in Sojasauce und Reis ausgezeichnet wurde. Es kostet nur etwa 1,60 Euro.

Tokio ist eine der Städte mit den meisten Michelin-Sternen der Welt, aber Küchen wie "Tsuta" und "Nakiryu" wurden bisher nicht ausgezeichnet - für eine einfache Schüssel Nudeln. Dazu gehört natürlich noch mehr, wie zum Beispiel die hohe Qualität der Zutaten. Die Pasta wird zum Beispiel aus frisch gemahlenen Körnern hergestellt. Außergewöhnlich ist auch die Kombination der Nudelsuppen – oder die Sojasauce, die nicht die übliche aus dem Supermarkt ist, sondern eine Art Cuvée aus drei verschiedenen Sojasaucen. Alles frei von Geschmacksverstärkern oder Zusatzstoffen.

Beide Ramen-Bars mit Michelin-Sternen könnten nur der Anfang einer Michelin-Guide-Revolution sein, denn nicht mehr nur die teuren Luxusrestaurants werden mit dieser Auszeichnung geehrt. Warum sollte nicht auch ein Currywurststand in Deutschland einen Stern bekommen – oder sollte eine italienische Bäckerei eine Auszeichnung für ihre Pizza bekommen? Gutes Essen, ausgezeichnetes Essen muss nicht teuer sein.

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